Ein Hochwasseropfer: die Wiener Schotterinsel

700 Meter vor dem östlichsten Zipfel der Donauinsel liegt am Ufer des aufgestauten Stromes eine auffällige Schotterinsel, die sogenannte Alberner Schotterbank. Sie ist eine rare Erinnerung an die Zeit als die Donau noch fließen durfte, bei Hochwasser ihre Ufer veränderte, vielerorts Schotter zusammenschob und so für einen vielfältigen Lebensraum sorgte.

Beim gewaltigen Hochwasser vom September 2024 wurde die Schotterbank nun für lange Zeit von Grund auf verändert – und nicht unbedingt zu ihrem Besten.

Denn anstatt von Schotter wurden aus den Tiefen des Staussees Berge von feinstem Schlamm-Material angeschwemmt.

Peter Appelius, Jahrgang 1937 (!), hat seit Jahren ein Auge auf diese Schotterinsel – als friedvoller Naturfreund, der schon seit 70 Jahren durch die Lobau streift, und als ehrenamtlicher Müllsammler in Begleitung seines gleichgesinnten Freundes Loui Hatz:

„Wir haben gestaunt, was die Natur alles zuwege bringt, und welchen neuen, unerwarteten Konfigurationen sich daraus ergeben. Damit ist das Antlitz der Insel für die nächsten Jahre festgeschrieben. Der angespülte Sand ist so verdichtet und festgefressen, dass es kaum Änderungen geben wird.“

Als Appelius und Hatz Ende Oktober nach dem Hochwasser erstmals wieder die Schotterbank betreten haben, trauten sie ihren Augen nicht:

„Neben den strukturellen Veränderungen fanden wir an den Sträuchern und den Bäumen Unmengen von Plastikmüll, aber auch “schweren” Müll wie Autoreifen, Bruchstücke von technischen Geräten und vieles mehr – eine Visitenkarte der Donau und ihrem Ballast.“

Viele Jahre lang hat der gemeinnützige Müllsammler Peter Appelius bereits an der Schotterbank für „Ordnung“ gesorgt und seine Beute per Rucksack und Fahrrad sachgemäß entsorgt. Rückschläge gab es bisher nur, wenn an den Stränden illegale Partys stattgefunden haben, deren Abfälle – Dosen, Flaschen, Plastikverpackungen – einfach zurückgelassen wurden.

Das Hochwasser hat, was den Müll betrifft, nun alles übertroffen.

Appelius: „Ein Spiegelbild unserer zerstörerischen „Plastikkultur“, die wir nicht mehr im Griff haben. Aktuell liegt die weltweite Recyclingrate bei Verpackungen aus Kunststoff bei 14 %! Wohin mit dem Rest?? Wird unsere Gesellschaft im Plastikmüll ersticken!? Es wird Monate dauern, bis ich die Schotterbank wieder einigermaßen “entgiftet” habe – also eine Aufgabe für den zu erwartenden, milden Winter.“

Fotos: Loui Hatz

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